Veranstaltungsrückblick

Am 26. April fand der diesjährige Fachtag „Demenz und Teilhabe“ der FStDP Schwaben in inzwischen schon bewährter Manier wieder im Annahof in Augsburg statt.

Längst besteht Konsens darüber, dass es Menschen mit einer Demenz trotz ihrer Erkrankung und ihren Angehörigen möglich sein soll, ihr Leben im gewohnten Umfeld zu gestalten und auch weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Unabdingbar hierfür ist allerdings ein demenzsensibles Umfeld, das Hilfestrukturen und Projekte vorhält, die ein selbstbestimmtes Leben und die Teilhabe an der Gesellschaft auch tatsächlich ermöglichen. Der Fachtag sollte den Teilnehmer:innen insofern einerseits die Möglichkeit bieten, Modelle und Faktoren, die  zu einer gelungenen Teilhabe beitragen zu diskutieren und dabei zugleich Forum für die Vorstellung bereits etablierter Konzepte und Best Practice-Beispiele sein.

Bereits in seinem Grußwort erläuterte der Projektleiter der FStDP, Prof. Dr. Philipp Prestel, den zahlreich erschienen Vertreter:innen aus den Kommunen, den Fachstellen, Pflegestützpunkten, Trägern von Angeboten zur Unterstützung im Alltag sowie allen anderen Interessierten, dass es sich bei dem ins Deutsche übertragenen Begriff der „Teilhabe“ allerdings um keine so glückliche Wortwahl handeln würde, insofern damit zwar das „Teil sein“ in der inklusiven, aber eben eher in einer passiven Bedeutung  umschrieben sei. Der aktive Part der Teilnahme, des „echten Einbezogenseins“, mithin des Mitredens und Mitgestaltens, hingegen eher im Begriff der Partizipation deutlich werde. Und es war ihm daher besonders wichtig darauf hinzuweisen, dass das von der FStDP geteilte begriffliche Vorverständnis insofern auch das aus dem lateinischen Verb participare (jemanden an etwas teilnehmen lassen) abgeleitete sei.

So griff Dr. Christine Schwendner, die als promovierte Gerontologin das Referat 42 – Demenzstrategie, Beratung in der Pflege, Angebote zur Unterstützung im Alltag, beim Bayrischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege leitet und als Referentin für unseren Fachtag gewonnen werden konnte, gleich im ersten Vortrag die Unterscheidung wieder auf:  Sie stellte den Bayrischen Demenzfonds unter dem besonderen Aspekt der Teilhabe vor und betonte dabei ihrerseits, dass beim Begriff der Teilhabe zugleich immer auch die „Teilgabe“ mit im Blick sein müsse. So folge für die Projekte, die aus dem Demenzfonds förderfähig wären damit unweigerlich, dass diese zwar einerseits natürlich einen Beitrag zur Etablierung demenzsensibler Strukturen leisten sollen, es sich dabei aber andererseits zugleich um solche Angebote handeln müsse, die offen für alle, im besten Fall sogar generationenübergreifend, seien, und gerade nicht zu „demenz-exklusiven“ Parallelstrukturen führen.

Der nächste Referent, Peter Wißmann, vielen bekannt noch aus seiner Stuttgarter Zeit bei Demenz Support und aktuell einer der Protagonisten vom Team WAL (Wachstum ab der Lebensmitte), hatte seine jüngste Publikation „Das Leben meistern mit Vergesslichkeit, ‚Demenz‘ und Co. mitgebracht. In seinem lebendigen Vortrag berichtete er von seiner aktuellen Arbeit in der Begleitung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen. Aus seiner beruflichen Tätigkeit und seinen Erfahrungen über all die Jahre in denen er für die Teilhabe von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen eintritt, folgt für ihn unweigerlich, dass für eine aktive Partizipation von Menschen mit Demenz die Möglichkeit zur Inanspruchnahme einer persönlichen Assistenz bestehen muss, und es insofern einer dringenden Änderung der gesetzlichen Ausgangslage bedürfe.

Nach einer kleinen Modifikation im Programm nutzte das Team der FStDP die sich anschließende Kaffeepause um die 55 Sänger:innen des Chorprojektes „Grenzenlos“ inklusive ihrer Dirigentin Frau Martina Hellmann und dem Leiter der Musikschule  Augsburg, Herrn Karl Höldrich, willkommen zu heißen und dem Chor eine angemessene  „Bühne zu bereiten“ . Das seit 2018 bestehende Chorprojekt, eine Kooperation der Sing- und Musikschule der Mozartstadt Augsburg mit dem Verbund Demenz Augsburg, vereint Menschen, mit und ohne Demenz, die Freude am Singen und Musizieren haben.

In einem mitreißenden „Chorkonzert-Vortrag“ gewährte uns Frau Hellmann, die freilich weit mehr ist, als eine bloße Chorleiterin einen Einblick in die gemeinsame Probearbeit. Manch einer war mit Sicherheit überrascht, wie viel Potential in jedem der Sänger:innen steckt, und auf welchem gesanglichen Niveau der Chor sich bewegt, der etwa auch beim Brecht  Festival-Kickoff mit Vertreter:innen der Augsburger Stadtgesellschaft sein Können im Goldenen Saal der Stadt zum Besten geben durfte und dessen Repertoire vom Volkliedgut, über den Schlager, bis hin zu Operette und Oper reicht.

Vom musikalischen Hörgenuss noch beschwingt begaben sich die Teilnehmer:innen dann in die Mittagspause. Den Auftakt zum Nachmittagsprogramm bildeten dann gleich zwei weitere Kulturprojekte, die beide gleichermaßen mit Fug und Recht das Prädikat Best Practice- Beispiele für Teilhabeprojekte beanspruchen dürfen.

Die Gerontologin und Social Entrepreneurin Sabine Distler, Gründerin und Geschäftsführerin der Curatorium Altern gestalten gGmbH in Nürnberg, stellte einmal ihre Initiative Silberfilm vor, die sich bundesweit für mehr Wahrnehmung und Integration der Unterhaltungsbedarfe der ältesten Generation einsetzt und damit einen Beitrag für Kinogenuss in jedem Alter ermöglichen will. Das Kinoteilhabekonzept Silberfilm wurde 2019 mit dem Universal Design Award in den Bereichen Consumer und Jury prämiert.

Ihr zweites Projekt, die Nürnberger Kulturpaten, stellt die kulturelle Teilhabe in den Vordergrund und bietet damit älteren und hochbetagten Menschen aber auch gerade Menschen mit einer Demenz die Möglichkeit, auch weiterhin kulturellen (im weitesten Sinne verstanden) Ereignissen und Veranstaltungen beiwohnen zu können. Ob es sich dabei um einen Konzertbesuch, einen Nachmittag im Kaffeehaus oder einen Spaziergang über die Kirchweih handelt sei völlig einerlei, so die Referentin, es gehe schlicht darum, den Menschen Herzenswünsche zu erfüllen.In diesem Projekt werden ehrenamtliche Kulturpat:inn:en von Dozent:innen aus der Fachpraxis kostenlos zum Thema Demenz geschult, um anschließend „Kuturgäste“ beim Besuch der unterschiedlichsten kulturellen Veranstaltungen in der jeweiligen Region begleiten zu können.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete der Vortrag der Aktivistin Helga Rohra, die über das Konzept der Teilhabe aus der Sicht der Betroffenen heraus referierte. Im Alter von 54 Jahren erhielt sie die Diagnose Lewy Body Demenz und ist heute als „Grande Dame“ der Demenzbewegung eine glühende Verfechterin der Partizipation für Menschen auch mit Demenz, Mitglied der Expertengruppe „brain health unit“ der WHO, Autorin und gefragte Referentin. In jedem Fall führte sie den Teilnehmer:innen des Fachtages aber deutlich vor Augen, dass bloße Teilhabe aus Sicht der Betroffenen schlicht zu wenig ist, ja manchmal nachgerade zynisch daher komme, und das Recht auf Autonomie und ein selbstbestimmtes Leben jedenfalls nicht ausreichend würdige.

Mit diesem nachdenklich stimmenden Statement und nach einem breit gefächerten Programm, das „Teilhabe“ in wirklich vielen Facetten in den Blick nahm, fand ein gelungener Fachtag mit kontroversen, aber stets auch konstruktiven Diskussionen, und Option zu reichlich Austausch und Gespräch schließlich sein Ende.


Am 28.07.2022 lud die Fachstelle für Demenz und Pflege Schwaben zu ihrem diesjährigen Fachtag „Demenz und weitere Herausforderungen“ in den Annahof in Augsburg ein.

Nach dem Begrüßungskaffee hieß die Projektleitung der Fachstelle Prof. Dr. Philipp Prestel die knapp 50 Teilnehmer*innen herzlich willkommen. Eingeladen waren sowohl Fachkräfte aus dem Bereich der Altenhilfe sowie der Behindertenhilfe. Der diesjährige Fachtag nahm das Thema Demenz in Kombination mit anderen Beeinträchtigungen unter die Lupe. Die Diagnose Demenz alleine ist bereits eine enorme Herausforderung für die betroffenen Personen und ihr Umfeld. Es kann jedoch passieren, dass zu einer Demenzdiagnose sich altersbedingt weitere Erkrankungen entwickeln, oder Menschen mit Vorerkrankungen oder Behinderungen mit der Zeit an einer Demenz erkranken. Somit kommen auf die Betroffenen weitere Herausforderungen hinzu, die es im Alltag zu meistern gilt. Dies betonten sowohl die stellvertretende Projektleitung Julia Brugger in Ihrer Begrüßung als auch Annette Regnat vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in ihren Grußworten. Annette Regnat betonte außerdem die Bedeutung der Bayerischen Demenzstrategie und wies auf die Bayerische Demenzwoche hin, die vom 16.9.2022 bis zum 25.9.2022 bereits zum dritten Mal stattfindet und die Gesellschaft für das Thema Demenz sensibilisieren soll.

Es folgte der erste Vortrag von Dr. Anja Rutenkröger vom Demenz Support Stuttgart zum Thema „Schmetterlinge im Kopf – Herausforderung Demenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten“. Frau Rutenkröger zeigte auf, dass Menschen mit Behinderung heutzutage immer älter werden. Somit nimmt auch in dieser Gruppe die Zahl der Menschen, die an Demenz erkranken zu. Gerade Menschen mit Down-Syndrom haben ein deutlich erhöhtes genetisches Risiko an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken. Die Demenzerkrankung tritt bei Personen mit Downsyndrom außerdem deutlich früher auf als in der Allgemeinbevölkerung und der Verlauf ist häufig deutlich schneller. Auch die Diagnosestellung ist bei Menschen mit Lernschwierigkeiten erschwert, da etablierte Diagnoseverfahren wie der Mini-Mental-Status-Test bei dieser Zielgruppe nicht anwendbar ist. Anja Rutenkröger stellte dafür ein geeignetes Diagnosetool vor. Sie richtete den Blick aber nicht nur auf die Menschen mit Lernschwierigkeiten und Demenz, sondern auch auf die Menschen mit Lernschwierigkeiten, die in ihrem Umfeld Kontakt zu Menschen mit Demenz haben. Frau Rutenkröger betonte die Wichtigkeit einer zielgruppengerechten Sensibilisierung zum Thema Demenz und berichtete von der hohen Empathiefähigkeit von Menschen mit Lernschwierigkeiten gegenüber Menschen mit Demenz. In der sich dem Vortrag anschließenden Diskussion kam die Schnittstellenproblematik der verschiedenen Sozialgesetzbücher und der verschiedenen Ministerien, die einen angemessenen Umgang erschwert, ins Gespräch.

Nach einer kurzen Pause zur Stärkung referierte Raimund Steber, Ärztlicher Direktor am Bezirkskrankenhaus Memmingen zum Thema „Demenz und Depression – Gemeinsamkeiten und Unterschiede“. Beides sind schwere Erkrankungen. Im Gegensatz zur Depression, die gut behandelbar ist, verläuft eine Demenz chronisch und ist nach aktuellem medizinischem Stand nicht heilbar. Es gibt aber sogenannte Antidementiva, die gerade in einer frühen Phase den Verlauf einer Demenz deutlich verlangsamen können. Es gibt aber auch sogenannte sekundäre Demenzformen, die einer anderen Abklärung benötigen und durch verschiedene Therapien durchaus heilbar sein können. Im Laufe des Vortrages wurden die Unterschiede, Gemeinsamkeiten und die Verläufe beider Erkrankungen herausgearbeitet und dargestellt. Es wurden die Diagnosewege und Therapiemöglichkeiten vorgestellt und betont, dass sich beide Erkrankungen auch einander bedingen können. Im Anschluss an den Vortrag ergab sich noch ein reger Diskurs unter allen Teilnehmer*innen.

Der dritte Vortrag am Nachmittag von Martin Thanner von der Regens-Wagner Stiftung Zell zum Thema „Wenn Sinne schwinden – Demenz und Sinnesbeeinträchtigungen“ musste leider kurzfristig ausfallen. Wir versuchen den Vortrag zu einem anderen Zeitpunkt nachzuholen.

Durch den Ausfall des letzten Vortrags bildete das gemeinsame Mittagessen mit einigen spannenden Diskussionen den Abschluss des Tages. Wir bedanken uns bei den Referent*innen für die informativen Vorträge, bei Annette Regnat für die Grußworte und bei allen Teilnehmer*innen für den schönen Tag, die gelungenen Diskussionen und Gespräche.


Am Montag, den 13.06.2022 war es endlich wieder so weit. Nach zweijähriger Corona-Pause konnte bereits zum sechsten Mal der Fach- und Begegnungstag Demenz zum diesjährigen Motto: „Demenz – Mitten im Leben“ in Kloster Irsee stattfinden. Erstmalig übernahm in diesem Jahr die Fachstelle für Demenz und Pflege Schwaben die Organisation und führt somit das Veranstaltungskonstrukt von der Demenzhilfe Allgäu weiter.

Rund 170 Ehrenamtliche Helfer*innen, Betroffene, pflegende Angehörige und hauptamtliche Akteure aus den verschiedenen Bezirken Schwabens kamen in den schönen Räumlichkeiten des Bildungswerkes des Kloster Irsee zusammen.

Nach der einleitenden Begrüßung durch Martin Girke vom Bildungswerk Irsee, hob Prof. Philipp Prestel von der Fachstelle für Demenz und Pflege Schwaben in seiner Begrüßung hervor, dass der Fachtag nicht nur eine Möglichkeit zur Begegnung bietet und der fachlichen Entwicklung dient, sondern auch ein Stück des Dankes der Region an die Helfenden ausdrückt.

Der bayerische Staatsminister für Gesundheit und Pflege Klaus Holetschek richtete Video-Grußworte an alle Teilnehmer und Ehrenamtliche. Er bedankte sich für den Einsatz der Anwesenden und betonte, dass „die Menschen, die dieses Thema auch nach außen bringen, […] das Entscheidende sind“.

In dem ersten Vortrag des Tages erläuterte Peter Wißmann vom Team WaL (Wachstum ab der Lebensmitte) mit vielen Beispielen aus der Praxis, wie Partizipation bei Menschen mit Demenz gelingen kann.

Im Anschluss verfolgten die Teilnehmer*innen gespannt die Vorstellung „Die Gartenbank – Verliebt, verlobt, Vergissmeinnicht“ ein Maskenspiel des Theater Ferdinande über das Ehepaar Margot und Willi. Als Willi an Demenz erkrankt stellt dies die Beziehung der beiden vor große Herausforderungen.

 

Der Nachmittag setzte sich aus einem Angebot von insgesamt acht verschiedenen Workshops zusammen. Alle Teilnehmer hatten die Möglichkeit an zwei ausgewählten Workshops teilzunehmen.

Bei den Referenten Annette Arand und Christian Schmid von Wohlbedacht e.V. aus München konnten Teilnehmer einen Workshop zum Thema Umgang mit herausforderndem Verhalten besuchen. Ganz nach ihrem Ansatz: sanftMUTIG! Betreuen und Pflegen.

Frau Angelika Wenninger, Ökotrophologin und zertifizierte Ernährungsberaterin, beschäftigte sich bei ihrem Vortrag mit dem Thema: Gut Trinken und Essen trotz Vergessen.

Zentraler Punkt in dem Vortrag von Herrn Josef Epp war die stärkende Spiritualität und wie und aus welchen Quellen man neue Kraft ziehen kann.

Herr Gerhard Stadler, Demenzbeauftragter des Landkreis Ostallgäu erklärte den Teilnehmern die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Demenz und Depression und wie man diese erkennen kann.

Frau Svenja Sachweh von TalkCare, nahm alle Interessierten mit auf einen einstündigen Workshop mit dem Ziel die Kommunikation mit demenzerkrankten Menschen zu verbessern.

Frau Birgit Prestel, Koordinatorin für Hospizarbeit, beschäftige sich in ihrem angebotenen Workshop mit der Betreuung und Begleitung Demenzkranker Menschen am Lebensende.

Musiktherapeutin Frau Rüdenauer-Speck beschäftigte sich mit dem Thema Musik als Brücke. Teilnehmer lernten verschiedenste Musikinstrumente kennen und konnten diese ausprobieren.

Um Seltene Demenzformen ging es in dem Vortrag von Prof. Dr. Janine Diehl-Schmid vom Zentrum für Altersmedizin; kbo- Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg.

 

Hier noch ein paar Stimmen von Teilnehmern:

 

„Danke für diesen interessanten und informativen Tag!“

 

„Sehr gute Referentenauswahl, danke für die vielen Impulse.“

 

„Ein rundum gelungener Tag: die Workshops, das Essen, ich freue mich auf nächstes Jahr!“

 

Zum abschließenden Ausklang eines sehr gelungenen Tages waren alle Anwesenden noch zum gemeinsamen Austausch bei Kaffee und Kuchen im Festsaal des Kloster Irsee eingeladen.

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Referenten, für die spannenden und vielseitigen Inputs und Impulse, ebenso bei der Buchhandlung Menzel in Kaufbeuren für die Unterstützung beim Büchertisch und bei dem Bildungswerk Irsee für die erfolgreiche Zusammenarbeit, damit dieser Tag möglich war! Außerdem ein herzliches Dankeschön an die vielen Teilnehmer*innen für Ihre rege Beteiligung und Ihr Engagement für Menschen mit Demenz!


Am Donnerstag, den 22.07.2021, veranstaltete die Fachstelle am Institut für Gesundheit und Generationen die erste Schwäbische Fachtagung zum Thema „Lebensqualität bei Demenz und Pflege“ im Bildungs- und Tagungszentrum Kloster Roggenburg / Landkreis Neu-Ulm. Nach vielen Online-Veranstaltungen waren alle Beteiligten froh, dass der Fachtag mit begrenzter Teilnehmerzahl vor Ort in Präsenz stattfinden konnte. Im Rahmen der Veranstaltung wurden verschiedene Methoden und Projekte vorgestellt, die die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen verbessern möchten. Eingeladen waren Mitarbeiter*innen von Fachstellen für pflegende Angehörige, Pflegestützpunkten, Trägern von Angeboten zur Unterstützung im Alltag, Gebietskörperschaften und sonstigen Beratungs- und Unterstützungsstellen.

Nach einem kurzen Come-together mit Kaffee und Brezen wurde der Tag von Rebecca Jörg und Prof. Dr. Philipp Prestel eröffnet und moderiert.

Es folgte der erste Vortrag von Dr. Stephanie Kirschhock vom BKH Kempten über die Angehörigenschulung „EduKation Demenz®“. Stephanie Kirschhock gab in ihrem Vortrag einen Überblick über den Hintergrund und das Konzept der Schulung und berichtete über Ihre Erfahrungen aus der Praxis. EduKation Demenz® ist ein evidenzbasiertes Konzept zur Schulung von Angehörigen eines Menschen mit Demenz. Angehörige sind durch die Pflege häufig stark belastet und haben ein hohes Risiko selbst pflegebedürftig zu werden. Die Schulung vermittelt den Angehörigen Wissen und Verständnis für die Krankheit, stärkt sie in ihrer Rolle als eigenständige Person und Pflegende und gibt ihnen Methoden zum besseren Umgang an die Hand. Die zehn Sitzungen bieten außerdem viel Raum für Erfahrungsaustausch. Die Belastung der Angehörigen ist nach Beendigung der Schulung messbar geringer.

Beim zweiten Vortrag von Andrea Schwaderlapp ging es um das Thema psychische Gesundheit. „Mental Health First Aid (MHFA)“ ist ein in Australien entwickeltes Konzept für einen Erste-Hilfe-Kurs für psychische Gesundheit. Andrea Schwaderlapp ist MHFA Instruktorin und bietet den Kurs in Deutschland an. Der Kurs vermittelt grundlegende Kenntnisse über verschiedene psychische Krankheiten und zeigt den Teilnehmer*innen Handlungsweisen, wenn Sie eine psychisch belastete in ihrem Umfeld wahrnehmen. Dabei sollen Ersthelfer*innen sollen keine Therapie für Betroffene übernehmen, sondern diese z.B. zu einem ersten Arztbesuch animieren und begleiten. Ziel des Kurses ist die Sensibilisierung der Teilnehmer*innen um damit besseres Verständnis für die Erkrankten zu erreichen. Außerdem können Ersthelfer*innen (präventiv) dabei helfen, psychische Krankheiten frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern und nicht erst im Krisenfall.

Der nächste Vortrag „Yoga auf dem Stuhl“ von Sabine Pfau vom Singliesel Verlag beinhaltete sowohl einen theoretischen wie auch einen praktischen Teil. Zunächst referierte Sabine Pfau über die Grundlagen von Yoga sowie die Besonderheiten von Yoga bei älteren Menschen, insbesondere bei Menschen mit Demenz. Ziel beim Yoga ist es die innere Mitte zu finden und somit das Wohlbefinden zu steigern. Yoga steigert nachgewiesen das Wohlbefinden und die Gesundheit von Menschen mit Demenz. Im Bereich der Selbstfürsorge kann Yoga aber auch für Angehörige, Ehrenamtliche Helfer und Fachkräfte helfen, um die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden zu erhalten. Nach dem theoretischen Input waren die Teilnehmer*innen eingeladen an einer kurzen Einheit Yoga auf dem Stuhl teilzunehmen.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Klostergasthof folgten Grußworte und ein kurzer Vortrag zur Bayerischen Demenzstrategie von Dr. Christine Schwendner, die der Veranstaltung live zugeschalten wurde. Dr. Christine Schwendner ist Leiterin des Referats 42 im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und konnte durch Beispiele gelungen Einblicke in die jeweiligen Handlungsfelder der Demenzstrategie geben.

Anschließend folgte der Vortrag „Urlaub und Pflege – wie geht das?“ von Andreas Hase vom Familienerholungswerk der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. Das Familienerholungswerk unterhält drei Feriendörfer im Allgäu am Bodensee und im Schwarzwald. Dort werden u.a. neben Familienerholung auch Urlaubswochen für Menschen mit Demenz und deren Angehörige, meist die Ehepartner*innen, angeboten. Unter dem Titel „Urlaub für dich und mich“ Organisiert das Familienerholungswerk eine Woche, in der das Programm speziell auf die Bedürfnisse der Menschen mit Demenz und deren Angehörige ausgerichtet ist. Es gibt gemeinsame und getrennte Aktivitäten, sodass auch die Erholung der Angehörigen nicht zu kurz kommt. Gruppenaktivitäten bieten Raum zum Austausch mit Gleichgesinnten.

Auch der nächste Vortrag bewegt sich im ländlichen Bereich. Doris Kettner berichtete über das Projekt „Besuche auch dem Hoimahof“ von der Alzheimer Gesellschaft Lechrain e.V. Einmal im Monat besucht die Alzheimer Gesellschaft mit bis zu fünf Ehepaaren, bei denen eine*r von Demenz betroffen ist, den Hoimahof. Was einfach klingt, stellt eine große Bereicherung für die Betroffenen dar. Auf dem Programm steht ein Rundgang über den Hof sowie Kaffee und Kuchen mit Vorlesung. Auch der gemeinsame Austausch kommt dabei nicht zu kurz. Die Menschen mit Demenz haben in geschütztem Rahmen außerdem die Möglichkeit den Hof auf eigene Faust zu erkunden.

Zum Abschluss des Tages wurden die einzelnen Vorträge nochmal von den Fachstellenmitarbeiter*innen zusammengefasst.

Die Fachstelle möchte sich an dieser Stelle nochmal bei allen Teilnehmer*innen, Referent*innen, Dr. Christine Schwendner und den Mitarbeiter*innen vom Kloster Roggenburg bedanken, die zum Gelingen des ersten Fachtags der Fachstelle für Demenz und Pflege Schwaben beigetragen haben.